Freitag, 18. Januar 2013

Nachtfischen in der Lagune

Kaffee, Honigkuchen, Bananen.

Und ich dachte schon, ich müsse Euch Winterfreunde mit einem Bericht über meinen Strandspaziergang, den ich auf einen Tip von Robert und Helga unternommen habe, abspeisen. Robert hat von einer Bucht erzählt, in der man locker schwimmen könne und an deren Gestaden sich ein "Seafood-Restaurant" befände, in deren Knoblauchsoße er sich reinsetzen könne



Die letzten Tage ist es etwas ruhiger in Puranagama geworden, die Weihnachtssaison scheint vorbei. Robert und Helga wohnen im etwas abgelegenen "Lagoonhouse", haben sich einen Roller gemietet und sind somit viel zu zweit unterwegs, essen auswärts. Aufgrund ihres französischem Domizils haben sie sich deren Lebensweise angeeignet und nehmen auch zum Frühstück nur einen selbstgebrauten Espresso. Ich habe mich dem etwas angepasst und bereite mir mein Frühstück nun auch selbst. Außer mir sind auf dem Hauptgelände keine anderen Touristen.

Die Aussicht durch Schwimmen etwas für meinen Rücken tun zu können, meinen, immer noch blassen, Bauch etwas zu bräunen und Robert in der Knoblauchsoße sitzen zu sehen, haben mich veranlasst, ein Treffen in besagter Bucht zu vereinbaren. Manoj bringt mich in die erste Bucht westlich von Tangalle. Das Problem, daß meine Mitbewohner eine Bay weiter sind, läßt sich durch einen kleinen Spaziergang entlang des Meeres lösen und erschließt mir den Blick auf die letzten Reste des Tsunamis von 2004.



Der Strand von Robert und Helga erweist sich als relativ einsam, nur noch ein paar einheimische Jungs und eine Hand voll Russen genießen hier den Indischen Ozean. Aber was soll ich Euch langweilen, mit einer Bucht, strömungsfrei wie eine Badewanne, vorzüglich gegrillten Krabben mit Knoblauchsoße, in die sich Robert natürlich nicht gesetzt hat und einem ereignislosen Nachmittag. Die einheimischen Jungs haben bei einem meiner Schwimmgänge den Kontakt mit den üblichen Fragen zu mir gesucht. Meine Frau mit meinen drei Söhnen haben sie mir noch anstandslos geglaubt, daß ich aber aus Indien komme, hat dann doch ihr Mißtrauen erweckt. Das hat sie aber nicht davon abgehalten, mit einem dahingeraunten "Heroin, Kokain, Haschisch, Marihuana" mit mir ins Geschäft kommen zu wollen. Ein zurückgerauntes "no demand" hat unsere potentielle Geschäftsbeziehung aber schon auch wieder beendet. Alles in Allem ein durchschnittlicher Tag.

Durch das Schwimmen war ich dann ziemlich müde und von der Einladung der Jungs auf eine Arakrunde nicht sonderlich entzückt. Auf einen Drink habe ich mich dann doch eingelassen. Meine, nur bedingte, Begeisterung hat sich dann schnell gesteigert, als mich einer der Jungs gefragt hat, ob ich dann später Lust hätte, mit in die Lagune zum Fischen zu gehen. Zu sechst mußte noch die obligatorische Flasche Arak verdrückt werden, bevor es dann um Mitternacht endlich losgeht.

Ruan, Manoj, Skipper
Die Mannschaft setzt sich aus Ruan, dem Dorfschreiner, Manoj (sprich Manodsch), dem heimlichen Chef von Puranagama und einem jungen Fischer, der das Boot steuern wird, dessen Namen ich nicht mehr weiß, zusammen. Mir ist nicht klar, ob das Boot bei solchen Aktionen immer zwingend dabei ist, oder nur heute zum Zweck meiner Beförderung. Der in Sri Lanka gebräuchliche Kataraman ist bauchig, sich nach oben verengend gebaut, so daß die vermeintliche Einstiegsöffnung nur ca 20 cm breit ist. Man sitzt also nicht im Boot, sondern vielmehr auf dem Boot, sprich den Aussenwänden und hat nach spätestens einer halben Stunde insgesamt 3 Rillen im Hintern.
Rein in den Mangrovenwald

Ruan und Manoj staksen, in ihren Bewegungen, den in der Lagune ansässigen Stelzenvögeln nicht unähnlich, im knietiefen Wasser vorweg, unser Katamaran hinterher, vorne mit mir und hinten mein Skipper mit dem Paddel.


Ruan und Manoj suchen einzeln mit ihren Taschenlampen die Verstecke der schlafenden Fische zwischen den Wurzeln der Mangroven ab. Wenn einer fündig geworden ist, ruft er den Anderen und gemeinsam scheuchen sie den noch tranigen [sic] Fisch in den mitgebrachten Kescher.


Die Beute wird dann zu meinen Füssen im Boot deponiert und erstickt dort jämmerlich. Die besagte halbe Stunde im Boot hat bei mir ihre Auswirkungen hinterlassen und ich frage meinen Skipper, ob es nicht möglich wäre das Schiff zu verlassen. Keiner kann richtig Englisch, ich kann aber keinen Widerspruch erkennen und lasse mich vorsichtig ins, überraschend kühle Wasser gleiten. Der Grund ist eine 20 cm dicke Schlickschicht, in die, von oben nicht erkennbar abgebrochene Äste eingelagert sind.
Unten rechts ist das Ziel unseres Fischzugs
Hinterher stelle ich fest, daß sie doch etliche kleinere Kratzer an meinen Füßen hinterlassen haben. Durch das kalte Wasser und eine gehörige Portion Adrenalin spüre ich während meines einstündigen Spaziergang keinerlei Schmerz. Natürlich habe ich eine bessere Kameraposition, trotzdem wird mein Ausflug mit einem bestimmenden "boat" abrupt beendet, als wir in Kopfhöhe einen, auf einem Ast liegenden Waran entdecken. Manoj meint, das wäre "dangerous" und ich glaube ihm vorsichtshalber. Wir können mit dem Boot nicht in jedes Mangrovendickicht folgen und treffen dafür auf offener Wasserfläche einen Fischer. Hier kann ich meine Stirnlampe ausmachen und den wolken- und mondlosen Sternenhimmel auf mich wirken lassen. Die zwei weiteren Fischer die wir an der Hummerreuse entdecken, machen nicht den Eindruck, als wenn sie an Kontakt mit uns interessiert wären und wir paddeln nach einem kurzen Gruß gemähchlich weiter. Zusätzlich werden wir von unserem Expeditionsteam an unsere Pflichten als Transportfahrzeug erinnert. Nach zweinhalb Stunden und ca 3 km Wegstrecke beenden wir unseren Fischzug mit ca 3 Kilogramm Beute. Am Markt würde das 4 Euro einbringen, heute wird durch die 3 aktiven Mitglieder geteilt und ich bekomme am darauffolgenden Tag einen Lagunenfisch zum Dinner gegrillt serviert. Das Fleisch schmeckt ganz gut, die vielen Gräten verleiten einem eigentlich den Genuß.

3 kg, 4 Euro Lagunenfisch
Gemüsesuppe, gegrillter Lagunenfisch, Reis, Spinatsalat, Bohnencurry, Kartoffelcurry, Kürbiscurry, Jackfruit, Büffeljoghurt, Palmsirup, Bier.

1 Kommentar:

  1. Erstklassiger Bericht, subber Fotos! Bin total begeistert und muß sagen, dass ich die vergangenen Tage schon öfters reingschaut habe und war enttäuscht, dass niggs neues da war...
    Mehr!
    Heute abend Marla Glen im Hirsch, war auch prima, bin gerade zurück, immer noch viiiiel Sneeeee!
    gruß da googlemeier

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