Montag, 17. Februar 2014

Endlich Puranagama


Kaffee, Fruechtekuchen

Eigentlich sollte dieser Post der erste nach meiner Ankunft sein. Der Titel sollte meine Erleichterung ausdrücken wieder in Puranagama sein zu können. Diese Erleichterung ist natürlich eingetreten, nur haben mich die Veraenderungen dazu gebracht, erst einmal alles in Ruhe auf mich wirken zu lassen. Jetzt also, im Sinne des Titels, endlich der Puranagama Post.
Manoj
Wie in "Katharina, die Schnelle" beschrieben, hat Puranagama ja schon am Flughafen begonnen, als ich realisiert habe, dass Manoj und Dammith, beide letztes Jahr in Puranagama angestellt, mitgekommen sind, um mich abzuholen. Da deren Englischkenntnisse leider sehr begrenzt sind, habe ich nur herausfinden koennen, dass ich Gihan und den Hund Jimmy nicht mehr antreffen werde.
Dammith
Nalin
Chinthaka

Nach vielen Gespraechen stellt sich mir folgendes Bild dar.
Ende des Jahres 2013 hat sich Chandralal Premakumara, genannt Lal, aus der Leitung von Puranagama verabschiedet. Nach eigenen Angaben geschah dies aus Arbeitsueberlastung, da er auch noch sein eigenes Projekt, naturevolunteers, zu betreuen hat. Durch die, dadurch enstehende Uebergangsphase wurden die Angestellten erst mit Verspaetung bezahlt. Da zu diesem Zeitpunkt nicht klar war, wie es weitergehen soll, haben sich Dammith und Gihan nach einer anderen Einkommensquelle umgesehen. Manoj, der eine Familie mit zwei kleinen Kindern zu versorgen hat und von Anfang bei Puranagama involviert war, hat ersteinmal abgewartet und ist auch weiterhin als die gute Seele taetig. Die beiden anderen Luecken wurden durch Chintaka und Nalin aufgefuellt. Nalin kenne ich schon vom letzten Jahr, er ist einer der Freunde, die sich im Umfeld von Puranagama bewegt haben. Dammith hat jetzt einen Job in einer Vorhangfabrik in Colombo und Gihan in einem Hotel naehe Hambantota.

Das Leitungsteam wurde durch Kamal und Anil, zwei ortsansaessige Unternehmer aus Tangalle, ergaenzt. Kamal hat Sudantha, den Gruender und mastermind von Puranagama, und mich einmal zu sich eingeladen. Mit Kamal unterhalte ich mich bei seinen gelegentlichen Besuchen, Anil kenne ich nur vom sehen. Diese beiden haben mit Uditha einen Geschaeftsfuehrer aus dem Hotelfach installiert, der gleichzeitig auch noch andere Hotels betreut. Dies haelt den ambitionierten jungen Mann aber nicht davon ab, sich regelmaessig in Puranagama aufzuhalten und fuer mich ein informativer Partner fuer Gespraeche ueber die gesamte Bandbreite sozialer, politischer und naturkundlicher Themen zu sein.
Sudantha

Nur im Kontakt mit seinen Landsleuten hat er gewisse Ressentiments. Seine Auffassung, wie ich sie verstehe, schliesst zu engen, freundschaftlichen Kontakt mit dem Personal aus, weil er meint, dass dadurch seine Autoritaet untergraben werden wuerde. Rein fachlich ist er in Bezug auf die kaufmaennische Fuehrung eines Beherbergungsbetriebs eine Offenbarung fuer Puranagama, bei der Personalfuehrung haette er, fuer meinen Geschmack, noch Fortbildungsbedarf. Wobei ich mir im Klarem darueber bin, dass ich diese Diskussion auch mit 80 Prozent der Personen in Europa auf mittleren Fuehrungspositionen ausfechten muesste. Fuer seinen Standpunkt spricht, dass zwei Drittel des momentanen Direktoriums von Puranagama, Kamal und Anil, auf seiner Seite sind. Fuer meine, und auch Sudanthas, Haltung kann die Orientierung auf die, an oekologisch und sozial interessierte Zielgruppe der Touristen aus Europa angefuehrt werden. Das Alleinstellungsmerkmal von Puranagama ist auch der familiaere Umgang mit dem Personal.
Mir geht deren Respekt fuer mich, sogar nachdem ich so lange Zeit hier verbracht habe, immer noch zu weit. Wenn wir z.B. eine kleine Arrakrunde eroeffnen, setzt sich niemand hin, bevor ich das getan habe. Einerseits schiebe ich dass auf meinen  Status als Onkel, so werde ich in Sinhala "mama" genannt, andererseits kann ich ja noch eine gewisse Zeit paedagogisch taetig sein.
Sonnenaufgang in Puranagama
Prinzipiell meine ich, wenn sich Sri Lanka aus der politischen Umklammerung zwischen ethnischen, religioesen und kleptokratischen Konflikten loesen will, dann muss die intellektuelle, kritische Mittelschicht und das "gesunde", fuer ungerechte Verhaeltnisse offene, "Bauchgefuehl" der einfachen Leute zusammenarbeiten.
Lagune
Auf der anderen Seite ist mir ebenso klar, dass dieser Loesungsansatz fuer jedes Land dieser Welt gilt, hier aber die Unterdrueckung, im Gegensatz zu meiner Heimat, so offensichtlich zu Tage tritt, dass sie leichter zu durchschauen ist.

Bei uns in Europa hat es die herrschende Klasse ueber Kapital und Produktionsmittel verstanden, breiteren Teilen der Ausgebeuteten den Eindruck zu vermitteln, dass sie etwas zu verlieren haetten. Dies hat den Effekt, dass wir die Ursache unserer Probleme auf die Teile der Weltbevoelkerung uebertragen, die an unseren Wohlstand partizipieren wollen und uns von den wahren Verursachern, den Profiteuren ablenkt. 
"We are the 99 percent"

Reis, Karotten-, Rote Beete- und Zwiebel-Lauchcurry, Pappadam, gebratener Fisch

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